Bundestagskandidat Dr. Thomas Rink im Gespräch mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Oftersheim
Am Montag begrüßte der erste Vorsitzende und Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsverein Oftersheim, Hans-Thomas Dilger, Dr. Thomas Rink in den Räumen des Rettungszentrums. Rink ist Bundestagskandidat der Grünen für den Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen. Am Neujahresempfang der Gemeinde Oftersheim haben sich Dilger und Rink kennen gelernt. Nachdem Rink dort sein Interesse am Ehrenamt bekundet hat, haben sich beide zu einem Gespräch mit Führung durch die Räume des DRK getroffen.
Der DRK Ortsverein Oftersheim wurde 1932 gegründet und gehört zum Kreisverband Mannheim. Seit Sommer 2021 ist das DRK in den Räumlichkeiten des Rettungszentrums in der Eichendorffstraße ansässig. „Das ist nicht selbstverständlich und beruht auf einem guten Miteinander zwischen dem DRK und der Gemeinde“, so Dilger freudig, der seit 1986 schon im Vorstand mitwirkt.
Am Beginn des Treffens steht die Kleiderstube im Mittelpunkt. Diese wird von Jutta Gerstel-Gashi geleitet. Die Kleiderstube wird ehrenamtlich von rund zehn Personen betreut. Sie geben Kleidung an Bedürftige ab. Im Hintergrund sortieren sie die Kleidung. „Dabei fallen unzählige Arbeitsstunden im Jahr für uns an, die ich und mein Team unentgeltlich leisten.“ erklärt Jutta Gerstel-Gashi, „Wir arbeiten mit sehr viel Freude und bekommen von unseren Kund*innen viel Wertschätzung zurück.“ Die Not ist da. Vor allem Rentner*innen, Alleinerziehende und Geflüchtete nehmen die kostenlosen Kleiderspenden in Anspruch. Durch die Bekanntheit der Kleiderstube kommen inzwischen 40 bis 60 Personen pro Woche. Doch die Scham auf Kundenseite ist manchmal so groß. „Dafür finden wird individuelle Lösungen. Ebenso lassen wir Kleidung wohnungslosen Menschen zukommen. Decken spenden wir an die Heaven‘s Fighters Leider können wir nicht jede Kleiderspende weitervergeben.“ sagt Jutta Gerstel-Gashi. „Aber auch hierfür haben wir Abnehmer. So spenden wir Decken und Handtücher mit kleinen Defekten an Tierheime.“
Thomas Rink ist begeistert von der geleisteten Arbeit in der Kleiderstube. „Wie wollt ihr unterstützt werden und was erschwert euch die Arbeit?“, fragt Rink. Gerstel-Gashi antwortet darauf. „Wir haben schon aufgebrochene Container vorgefunden, das ist sehr traurig, aber vor allem unsachgemäß entsorgter Haushaltsmüll in den Containern ist eklig. Da wünschen wir uns einen besseren Umgang und mehr Bewusstsein.“ Manchmal kommt es auch zu verbalen Angriffen unter den Kund*innen und gegenüber dem Personal. Da müssen die Ehrenamtlichen vermitteln und einen kühlen Kopf bewahren. Außerdem brauchen die Helfer*innen auch einen guten Überblick darüber, wer wie viel Kleidung benötigt. Zum Beispiel auch für Kinder oder andere Familienangehörige. „So können wir besser planen, wer wann kommt und was für Kleidung wir zur Verfügung stellen.“, fügt Gerstel-Gashi hinzu.
Eine weitere selbstverantwortliche Abteilung ist das Jugendrotkreuz (JRK). Dieses ist angegliedert an das JRK im Kreisverband Mannheim und wird vom DRK-Ortsverein tatkräftig unterstützt. „Über diese Unterstützung freuen wir uns sehr, zum Beispiel beim Sommerferienprogramm oder beim Weihnachtsmarkt.“, so Vanessa Seidel, Jugendleitung des JRK. „Ohne die Unterstützung durch das Team des Ortsverein ist ein Event manchmal gar nicht durchzuführen, da wir leider nur zu zweit sind und die Arbeit sonst nicht zu bewältigen wäre.“
Die Jugendstunden finden immer montags von 18 bis 19 Uhr statt. „Wir freuen uns den Kindern und Jugendlichen das Ehrenamt näher zu bringen, und begrüßen auch neue Kinder und Jugendliche“, erklärt Seidel. Dr. Thomas Rink durfte bei seinem Besuch auch an einer Gruppenstunde über „Kälteschäden – Erfrierungen und Unterkühlung“ teilnehmen. In der Stunde wurde auch auf ein immer wiederkehrendes Thema der Ersten Hilfe geschaut, die Rettungskette: „Wenn eine Person Erste Hilfe benötigt, achten wir zuerst auf unseren Eigenschutz. Nur wenn wir selbst sicher sind, können wir auch einer anderen Person Hilfe leisten.“, erklärt Patrick Alberti, stellvertretende Jugendleitung. Alberti leitet an diesem Tag die Jugendstunde und Thomas Rink mischt sich unter die Kinder und steuert die ein oder andere Antwort bei.
Nach dem kurzen Besuch der Jugend trifft sich Thomas Rink wieder zum Gespräch mit Hans-Thomas Dilger. Diesmal ist auch Alexander Weber, zweiter Vorsitzender des Ortsvereins mit dabei. Sie berichten, dass aktuell 35 Helfer*innen in der Bereitschaft aktiv und jederzeit einsatzbereit sind. Neben Diensten innerhalb der Gemeinde, wie beim Tag des Waldes oder dem kommenden Faschingsdienst am Schmutzigen Donnerstag. „Zusammen mit den Diensten im Kreisverband, den Gruppenabenden, Vor- und Nachbereitungszeiten sowie der Arbeit im Katastrophenschutz, kommen da sehr viele Arbeits- und Einsatzstunden zusammen“, berichtet Dilger. Eine Alarmierung kann auch nachts erfolgen, was manchmal zu Problemen führen kann, da auch hier Ruhezeiten eingehalten werden müssen. „Da bräuchten wir eine gesetzlich bessere Regelung“, fordert Hans Thomas Dilger. „Ich habe nach der Schule Ersatzwehrdienst im Katastrophenschutz des DRK absolviert und bin dabeigeblieben. Heute fehlen die jungen Erwachsenen“, berichtet Alexander Weber. „Seit es die neuen Führerscheine gibt, dürfen die jüngeren Menschen auch fast keines unserer Fahrzeuge mehr fahren“, ergänzt Weber. Auch hier fehlen die finanziellen Mittel für Wartung, Führerscheine und Unterhalt.
Alle sind sich einig, dass das Ehrenamt generell unterfinanziert ist. „Für das, was Ehrenamtliche an unentgeltlicher Arbeit leisten, sollte es eine stabile Finanzierung geben. Unsere Leistungen müssen dauerhaft finanziell gesichert sein und nicht nur über Projekte“ stellt Dilger da. Als Physiker kann Rink mitreden: „Man muss das Rad nicht alle paar Jahre neu erfinden. Bei mir in der Wissenschaft ist das ähnlich. Da wird ein Projekt zwar finanziert, aber ohne Anschlussfinanzierung wird das Wissen nur schwer an die nächste Generation weitergeben und man steht wieder am Anfang.“
Begeistert von dem informativen Termin stellt sich Thomas Rink abschließend den Mitgliedern der Bereitschaft im Gruppenabend vor. „Was ist eure Motivation dabeizubleiben? Was erschwert euch die Arbeit oder auf was muss aufmerksam gemacht werden?“, fragt Rink. Ein Teilnehmer der Gruppe geht direkt drauf ein: „Haftungsfragen müssen geklärt werden. Zum Beispiel wird den Helfer*innen im Einsatz nicht der Status der Feuerwehr zugeschrieben.“ Zudem müsse Bürokratie abgebaut werden. Die Vorschiften seien zu eng und damit die Gefahr, Fehler zu machen zu groß. Eine andere Teilnehmerin antwortet: „Die Wertschätzung fehlt sehr oft. Es ist keine Seltenheit mehr, dass Angehörige von Hilfsorganisationen während des Einsatzes angegriffen oder beleidigt werden.“ Durch Geldfragen, Haftungsfragen und die Bürokratie sei es schwierig, Menschen zu finden, die Führungsaufgaben übernehmen. Aber ganz so schlecht ist das Ehrenamt nicht. Die Teilnehmenden berichten, dass sie hier Freunde gefunden haben, dass der Ortsverein auch sowas wie eine Familie ist und es während des Dienstes auch schöne Sachen zu erleben gibt. Das entschuldigt für den großen Einsatz, den die Helfer*innen jeden Tag unter Beweis stellen.
Vanessa Seidel