Die NABU- und Grünen-Mitglieder Dr. Gerhard Stelz, Patrick Alberti und Rolf Siegel freuten sich, die Haubenlerchen in Oftersheim Nord-West zu Gesicht zu bekommen. Die „Punks“ mit der aparten Federhaube sind unscheinbar gefärbt, auch fällt vor allem der melodiöse Gesang auf. Die Haubenlerche war früher ein „Allerweltsvogel“, der an Orts- und Straßenrändern, Schuttplätzen und auf Schulhöfen vorkam. Seit den 1980er Jahren ist ein rasanter Niedergang der Bestände zu verzeichnen, der dazu führte, dass die letzten Lerchen streng geschützt sind. Einige der graubraunen Bodenbewohner haben sich auf dem kargen Gelände in Nord-West seit Jahrenangesiedelt.
Naturschützer und Grüne Kommunalpolitiker wollen helfen, dass die seltene Vogelspezies fortbestehen kann. Denn die Vögel werden von einem Bauprojekt bedroht. Für einen zweistelligen Millionenbetrag sollen auf dem noch zerfallenen Gelände 60 Wohnungen in zweigeschossiger Bauweise entstehen. Selbstverständlich habe man Verständnis für die innerörtliche Bebauung. Folglich standen die Grünen dem Bebauungsplan damals positiv gegenüber, ohne vom Vorkommen der Haubenlerche Kenntnis zu haben. Erst durch die Neujahrsansprache des Bürgermeisters erfuhren die Oftersheimer Grünen eher beiläufig vom Vorhandensein des sehr seltenen Vogels. Die Oftersheimer Bauverwaltung will erst spät vom Vorkommen der Haubenlerche erfahren haben. Das Rathaus sei im Zuge der Bebauungsplanaufstellung mit einem Schreiben des Regierungspräsidiums vom September 2018 darüber in Kenntnis gesetzt worden. Demgegenüber ist vom Regierungspräsidium zu erfahren, dass das Vorkommen der Haubenlerche in Oftersheim seit langem bekannt sei. Das Bauamt will die genauen Lebensräume der Lerche nicht gekannt haben. Warum wurde nicht nachgefragt? Oftersheim besitzt mehrere Bauerwartungsgebiete. Es ist zu befürchten, dass es bei deren Bebauungsplanerstellung wieder mehrjährige Verzögerungen gibt, weil das Bauaumt seinen Aufgaben nicht rechtzeitig nachkommt. Um festzustellen, wo in Oftersheim geschützte Pflanzen- und Tierartenarten vorzufinden sind, ist ein Umweltkataster zwingend erforderlich, das auf diese und andere Fragen Antworten gibt. Bekannte Altlasten auf der Gemarkung wären hier auch einzutragen. Die Haubenlerche wird die Oftersheimer Bauverwaltung bei der Aufstellung des Bebauungsplanes weiterhin beschäftigen.
Die grüne Gemeinderatsfraktion fragte an, wann mit weiterem Fortschreiten des Bebauungsplanes zu rechnen sei, woraufhin erklärt wurde, dass aufgrund der ungeklärten Belange aus den Anforderungen des Artenschutzes derzeit kein verlässlicher Termin genannt werden kann. Beschönigend meinte die Bauverwaltung, dass das Regierungspräsidium keine Änderungen am B-Plan verlange. Jedoch wird für die Genehmigung des Plans ein anspruchsvolles Maßnahmenkonzept verlangt, welches unter anderem die Entwicklung und dauerhafte Bereitstellung von Ausgleichsflächen für Haubenlerchenreviere vorsieht. Die Bauverwaltung macht derzeit keine eigenen Vorschläge zum Schutz der Haubenlerche. Dies sei Aufgabe des Investors. Sie habe nur die Bereitstellung von Ausgleichsflächen in Aussicht gestellt.
Die Grünen weisen jedoch darauf hin, dass die rechtliche und politische Verantwortung für die Planung bei der Gemeinde bleiben. Sie habe die erforderlichen Abwägungsentscheidungen und Beschlüsse zu treffen. Die Oftersheimer Grünen wollen sich dafür einsetzen, dass die Haubenlerche in Oftersheim heimisch bleibt. „Es muss eine Lösung gefunden werden, die den Vögeln die nötigen Ausgleichsflächen bietet“, erläuterte Patrick Alberti bei der Zusammenkunft der Grünen-Fraktion. Der Bebauungsplan müsse Ersatzflächen anbieten, die in räumlicher Nähe zum Lerchenrevier liege, forderte Alberti. „Je weiter die Fläche entfernt ist, um so unwahrscheinlicher ist der Erfolg der Schutzmaßnahme. Wir Grünen werden dem geänderten Plan nur zustimmen, wenn es einen Ausgleich zwischen dem Schutz der Haubenlerche und dem Wohnbedarf gibt“, sagte Alberti.